Exkurs zum Verhalten von Geweben unter Einfluss einer Moorartigen Umgebung (Kapitel 1 )




Als Gewebe verstehen wir zunächst einmal Bindegewebe und generell Häute. Im Laufe dieses Exkurses werden wir erfahren was mit diesen geschieht und auch warum.


(o) ---> Was geschieht mit der Haut?



)o( ---> Die haut wird ledrig und geschmeidig-weich, sie erhält eine tief braune Farbe und verrottet annähernd garnicht solange sie an ihrem Mumifizierungsort unter gleichbleibenden Bedingungen verbleibt.




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(o) ---> Warum aber geschieht das?


)o( ---> Das Moor enthält verschiedene Substanzen, welche die allgemeine Verwesung verlangsamen oder sogar unterbinden können. Neben diesen liegen größere
Konzentrationen an Huminstoffen (Tanin) vor, selbige bewirken in der Struktur der Gewebe eine wichtige Veränderung, sie gerben. Dieser Vorgang führt zur Verlederung bestimmter Gewebeteile und somit zu deren Erhalt über die Jahrhunderte.


(o) ---> Was ist Tanin und wie wirkt es?


)o( ---> Tanin ist auch als Gerbsäure bekannt und gehört zur chemischen Gruppe der Gallotannine welche sich von der Gallussäure ableiten und vermehrt in pflanzen auftreten wo sie schon einer vor Verfall schützenden Aufgabe nachkommen. Tannine sind sauer und reagieren gut mit Proteinen. Die Ursprünge eines jeden Moores sind
pflanzlicher Natur und in Folge dessen reicherte sich der entstandene Torf mit diesen Huminsäuren an. Der Grund für die Affinität der Tannine zu Proteinen ist deren starke
Wasserstoffbrückenbindungskapazität. Dringen die Huminsäuren in Proteingewebe ein, so ersetzen sie regelrecht die vorhandenen Wasserstoffbrücken und vernetzen so regelrecht die Proteinfasern (Collagen), wodurch diese Strukturen konserviert werden.


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(o) ---> Weshalb verwesen solche Proteinstrukturen nicht wie bei gewöhnlichen Leichen?


)o( ---> Gewöhnliche Leichen werden in der Regel in ebenso gewöhnlichem Erdreich begraben und sind somit Sauerstoff und damit auch dem Angriff von Bakterien und Sporen sowie diverser Kleinstlebewesen ausgeliefert, sie sorgen für eine Umsetzung in Humus.
Im vorwiegend sauren Torfboden lagert ein Leichnam stabil unter Sauerstoffausschluss und dem Keimschutz durch die Huminsäuren und wird daher nur unwesentlich durch solche
Zersetzer beeinflusst.
Bei der Haltbarkeit für solche Leibesreste spielt die Massierung von Collagenfasern eine wichtige Rolle, so werden collagenreiche Segmente des Körpers wie zum Beispiel die äußere Haut besser konserviert als Muskelgewebe, welches einen deutlich geringeren Anteil
an Collagenfasern aufweist und daher in deutlich geringerem Maße und weniger lange erhalten wird.


(o) ---> Der menschliche Körper besteht doch zu großen Teilen aus Protein, warum ist das Collagen
so ausschlaggebend?


)o( ---> Von allen Proteinstrukturen in unserem Körper bieten nur weiträumige Faserkomplexe die Möglichkeit einer Gerbung, andere Strukturen wie zum Beispiel Leber- oder Hirnzellen verlieren ihre ursprüngliche Form und schrumpfen zu von Bindegewebe umschlossenen
Zellhaufen. Collagenfasern jedoch sind schon vor dem Kontakt mit Gerbstoffen durch sogenannte Wasserstoffbrücken vernetzt. Dringt die Säure nun hier ein, so bricht sie diese Brücken zwar auf, ersetzt sie jedoch mit dem beständigeren Tanin. So kommt die besondere
Rolle des Collagens zustande.


[(o)]==> Weitere Exkurse in dieser reihe folgen im weiteren Verlauf des erweiterten Projektes






Exkurs zur Quelle allen Konservierens

Des Pudels kern liegt im Moos“

(Kapitel 2)



Die Bearbeitung des Themas „Moorleichen“ wirft stets die Frage auf, woher diese besonderen Umstände im Moor eigentlich stammen.
Die Antwort ist nicht weniger interessant als die Konservierung im Moor selbst!


(o)---> Wo liegt der Ursprung, die Quelle all jener Substanzen, welche das Moor ausmachen?


)o(---> Es sind die Pflanzen, Die Moose speziell, welche verantwortlich für die Huminsäuren und schwer zersetzlichen Torfe sind. Besonders die Ausbreitung des Sphagnums[²] ist bestimmend für ein Hochmoor und dessen konservierenden Eigenschaften. Es wirkt als
Kationenaustauscher[²] und gibt somit H+ Ionen in seine Umgebung ab, während es Kalzium und Magnesium aufnimmt. (H3 O)+ Ionen sind charakteristisch für Säuren und entstehen wenn H+ in Wasser gelangt. Hier liegt also der Ursprung des Huminsäuregehaltes im Hochmoor[²]. Neben den Säuren wirkt auch die hohe Biomassenproduktion der Pflanzen und Moose[1] als konservierungsfördernd da sie schlecht abgebaut werden und so die sauerstoffausschließende Torfschicht bilden, welche eingesunkenes Material von der Außenwelt isoliert.


(o)---> Warum werden diese Vegetationsreste nicht ganz normal zu Erde, wie es außerhalb der
Moore geschieht?


)o(---> Dies liegt unter Anderem am Phenolgehalt der Torfmoos-strukturzellen[²]. Phenole sind polymerisationsfähig und mit in modernen Kunststoffen verwandt[4]. Sie tragen dazu bei, dass die Pflanzen- und Moosreste kaum zersetzt werden können und natürlich spielt auch das bekanntlich saure Milieu eine Rolle da es aufgrund seines pH- Wertes das Wachstum zersetzender Bakterienkulturen auf den Resten hemmt[5].
Dank der starken Nachproduktion an Biomasse geraten die toten Reste relativ schnell, also etwa 1mm/Jahr unter die Mooroberfläche und somit in den Sauerstoffausschluss[1].
Hier greifen auch Pilze nicht mehr an da diese ebenfalls atmen müssen[5].


(o)---> Weshalb wachsen auf dem Moorboden kaum richtige Pflanzen sondern Moose und Schilfe?


)o(--->E liegt am außerordentlich nährstoffarmen Boden der Hochmoore. Konventionelle Pflanzen benötigen deutlich mehr Nährsalze als es die genügsameren Moose tun[²], deshalb können sie nicht im zudem sauren Milieu des Morastes überleben.[1][3][6].

Sphagnen, Torfmoose also, sind acidophil[2] und gedeihen daher sehr gut auf dem u.A. von saurem Regen gespeisten Hochmoormilieu[1][3].


(o)---> Wir sprechen hier immer von „Sphagnum“ und „Torfmoos“, was unterscheidet deise Moose
von gängigen Feld-Wald- und Wiesenmoosen?


)o(---> Nicht alle Moose sind wie das Sphagnum, auch als Torfmoos bekannt, acidophil, alsosäureliebend“[2][7] deshalb herrschen in besonders sauren Böden eben diese Arten, die Sphagnacea, vor. Diverse Moose lieben eher alkalische Böden und einige mehr gemäßigte[7], so kommt es zu der Verbreitung einzelner Moossubspezies während andere nicht Fuß fassen. Hochmooren sind dies eben die Sphagnen mit all ihren einzelnen Spezies, die alle die Charakteristika des Phenolgehaltes, der speziellen verästelten Blattform und der Acidophilie, der Säureliebe teilen[2].


(o)---> Es gibt doch sicher auch noch diverse Pflanzen, die ebenfalls mit geringem pH-Wert und
schlechter Nährsalzversorgung zurechtkommen, was ist mit diesen? Gibt es sie im Moor und haben sie auch eine spezielle Funktion wie etwa die Torfmoose?


)o(---> Ja, es gibt auch Bäume und Sträucher in Hochmooren, jedoch stehen diese nicht dicht genug
um einen wesentlichen Effekt auf das Moor zu haben[8].
Solche Pflanzen stellen jedoch auch reste in den Boden, so sind die meisten Holzfunde in Hochmooren die von Birken. Moor-Birken sind auf feuchte, saure Böden spezialisiert,
treten jedoch nicht in Massen auf und sind keine Bodendecker[8]. Birken benötigen eine gute Belichtung[8] und stehen daher selten sehr nah beieinander, bedecken somit nur einen geringen, unerheblichen Teil des Moorbodens.


(o)---> Warum verrottet eigentlich Holz nicht im Moor? Leichen werden ja auch zu einem gewissen
Grad zersetzt, weshalb sind Holzfunde also so gut erhalten?


)o(---> Holz ist ein sehr beständiges Material, beständig genug um daraus Häuser zu bauen, die mehrere Jahrzehnte überdauern, damit Holz zerfällt muss es von Pilzen und Bakterien befallen werden, welche dann die Zellsubstanz verzehren. Holz ist in der Regel gegen
Wassereintritt isoliert, saugt sich dennoch an den Randschichten mit Wasser voll, dies führt zu einer äußerlichen Verrottung und unter dem Druck der Torfschicht wird über die vielen Jahre das Holz verdichtet und besonders das Holz der ohnehin festen Moor-Eiche ist beliebt in der Möbelherstellung[9]. Wie andere Pflanzenreste, etwa die Torfmoosreste werden auch Holzreste in der Zersetzung gehemmt und anaerob[3], also unter Ausschluss von Luft bzw. Sauerstoff konserviert.


Quellen:


=> (1): http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,E8B2C8C05EFD5BC5E0340003BA5E0905,,,,,,,,,,,,,,,.html



=> (2): http://en.wikipedia.org/wiki/Sphagnum


=> (3): http://en.wikipedia.org/wiki/Bog


=> (4): http://en.wikipedia.org/wiki/Phenolic_resin


=> (5): http://www.genres.de/CF/genres/ibv/anwis/anwis_465/465_408.pdf (Seite 2)


=> (6): http://links.jstor.org/sici?sici=0003-0147(193007%2F08)64%3A693%3C314%3ATROPTP%3E2.0.CO%3B2-C#abstract


=> (7): http://www.urbanext.uiuc.edu/lawnchallenge/lesson2b.html


=> (8): http://de.wikipedia.org/wiki/Moor-Birke


=> (9): http://www.quoka.de/haushalt-moebel/wohnzimmerschraenke-anbauwaende/cat_09_1159_adresult_10427532.html


Zweck der Seite: Es existiert derzeit noch keine deutsche Website die sich in erster Linie mit Moorleichen auseinandersetzt. Daher haben wir uns als Ziel gesetzt eine Informationsquelle für dieses Wissensgebiet zu erstellen.


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