Die Konservierung im Detail


Damit Objekte im Moor konserviert werden können, ist es wichtig, dass sie schnell die anaerobe Torfschicht erreichen, die im Moor auch „Katotelm“ genannt wird, so dass kein Sauerstoff das Objekt angreifen kann. Die Oberfläche des Moores ist in zwei Schichten aufgeteilt. Die obere Schicht besteht überwiegend aus Wasser, kann bis zu einem Zentimeter pro Jahr wachsen und wird „Akrotelm“genannt. Die untere Schicht, die überwiegend aus aneoroben Torf besteht, wird wie bereits erwähnt, Katotelm genannt. Die typischen Hochmoore in Europa bestehen zu 98% aus Wasser und zu 2% aus Torf. Wenn ein Objekt bis zur Torfschicht versunken ist, verhindern die sogenannten „Taninmoleküle“, dass Fressbakterien die Zellen des Objektes schädigen können. Sie blockieren Proteine der Zellfresser, sodass zum Beispiel das Hautgewebe eines Menschen vor dem Zersetzungsprozess geschützt wird. Zudem verhindern auch die so genannten „Huminsäuren“ im Moor den Angriff von Fäulnisbakterien. In alkalischen Mooren macht die alkalische Lösung das Leben der Fäulnisbakterien im Moor undennkbar.

"Tannine" gehören zu den so genannten quantitativen pflanzlichen Sekundärstoffen, sie haben im Gegensatz zu qualitativen Wirkstoffen (wie z. B. Alkaloiden) ein weiteres Abwehrspektrum gegen Pflanzenfresser (Herbivore), da sie wahrscheinlich hauptsächlich die Verdauung beeinflussen, indem sie Proteine deaktivieren.

"Die Gerbwirkung der "Tannine" besteht hauptsächlich
darin, dass die phenolischen Hydroxylgruppen viele Nebenvalenzbindungen mit
den Carbonylgruppen des Kollagens eingehen. Bei schonender Isolierung von
Tanninen aus Torfen werden daher immer auch Kohlenhydrate, Eiweiße und
phenolische Bestandteile gefunden."

Die im Torf vorhandenen Huminsäurem „sind ein Heteropolykondensat mit einem Molekulargewicht von 2.000 bis 500.000. Sie setzen sich meist aus einem polyzyklischen Kern und locker gebundenen Polysacchariden, Proteinen, einfachen Phenolen, sowie Carboxyl- und Carbonylgruppen zusammen. Die Hydroxy- und Polyhydroxycarbonsäureanteile lassen diese Stoffgruppe stark sauer sein.

Kondensationsprodukte von Phenolen mit Aminosäuren widerstehen einer Hydrolyse. Huminsäuren binden auch andere organische Stickstoffverbindungen, worauf die Gerbwirkung der Hochmoortorfe zurückgeführt wird, die eine Konservierung von Jahrhunderte alten menschlichen Leichen in Hochmooren bewirkte.

Unter Torfbitumen versteht man die mit einigen organischen Lösungsmitteln extrahierbaren Substanzen, die aus Wachsen, Harzen und Asphalten bestehen und 2 bis 20 % der organischen Torfsubstanz ausmachen können. Neben gesättigten Kohlenwasserstoffen sind gesättigte Fettalkohole, Sterine und Ketoalkohole Hauptanteile der Harze.“


Die Hydrolyse ist die Spaltung einer chemischen Verbindung durch Reaktion mit Wasser. Dabei wird (formal) ein Wasserstoffatom an das eine "Spaltstück", der verbleibende Hydroxylrest an das andere Spaltstück gebunden. Die Umkehrung der Hydrolyse ist eine Kondensationsreaktion. Durch Hydrolyse werden viele Biomoleküle (z.B. Proteine, Disaccharide, Polysaccharide oder Fette) im Stoffwechsel durch Enzyme in ihre Bausteine (Monomere) zerlegt. Eine wichtige Hydrolyse-Reaktion, die Proteinen Energie für mechanische Arbeit, Transportprozesse u.ä. gibt, ist die Spaltung von ATP zu ADP.

Ein Beispiel ist die Hydrolyse eines Esters, die die Umkehrreaktion zur Veresterung darstellt.


Die Konservierung wird also zum einem durch die Tarninmoleküle des Torfs, die die Proteine der Zellfresser deaktivieren und zum anderem wegen der Huminsäuren ermöglicht, die einer Hydrolyse wiederstehen können und so den Stoffwechsel der Zellfresser und Verwesungsbakterien verhindern. Zudem dient das anaerobe Torf dem konservierendem Objekt als Schutz vor Sauerstoff.


Sind der Säuregehalt und die Abwesenheit von Sauerstoff im Torfmoor die wichtigsten Faktoren für die Konservierung von Leichen?

Nein! Studien haben ergeben, dass der Säuregehalt im Moor und die Abwesenheit von Sauerstoff kein unüberwindbares Hinderniss für das Bakterienwachstum ist. Vielmehr liegt es am Sphagnol, einem Polysaccharid im Torfmoor.
Im lebendem Toorfmoos befindet sich Spagnan in den Zellwänden der Pflanze. Stirbt die Pflanze ab, so wird das Spagnan langsam freigesetzt und beginnt sich aufzulösen. Spagnan besitzt die besondere Eigenschaft in ihren Zwischenverbindungen ihres Zerfalls, selektiv andere Stoffe wie etwa Calcium oder Stickstoff an sich zu binden. Dadurch wird den Leichen einerseits Kalk entzogen, welches damit nicht mehr den Bakterien zur Verfügung steht (das Bakterienwachstum wird auf diese Wiese gehemmt), andererseits wird auch die Gerbung der Haut eingeleitet. Der Stickstoff kann damit nicht mehr von den Bakterien aufgenommen werden, was sich ebenfalls hemmend auf ihr Wachstum auswirkt. In Niedermooren wird daher bis auf das Skelett alles zersetzt, da jene Moore weitaus mehr Kalk enhalten als Hochmoore.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass der Verschluss vor Sauerstoff oder der Säuregehalt im Torfmoor nichts mit der Konservierung im Moor zu tun habe, jedoch jene Faktoren nicht die einzigen sind, die ein solches jahrtausend langes Überdauern ermöglichen.


ein Bild

Moorleiche aus einem kalkarmen Moor


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Moorleiche aus einem kalkhaltigem Moor



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