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Moorleichen
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Die Mädchenhand aus dem Uchter Moor |
Jetzt übernahmen die begeisterten Archäologen. Sie tauften die Mädchenleiche "Moora" und brachten sie in die Hamburger Uniklinik. Obwohl ihr Skelett durch schwere Torfabbaumaschinen völlig zerstückelt ist, wurde Moora gründlicher untersucht als so mancher lebende Patient: Chirurgen nahmen sich Gebiss und Kiefer vor und Radiologen zerlegten Mooras Knochen am Computer in hunderte Scheibchen-Bilder. Medizin-Informatiker haben mit diesen Daten sogar den Schädel des Mädchens rekonstruiert. Per Weichteil-Rekonstruktion wollen die Experten später auch Mooras Gesichtszüge errechnen.
Fundstelle Uchter Moor |
Moora ist nach dieser "Spezialbehandlung" im Krankenhaus die am besten dokumentierte Moorleiche Deutschlands. 2007 soll sie ihre letzte Ruhe im Museum finden. Doch woran das Mädchen starb, wissen die Archäologen nicht: Vielleicht hat sie sich einfach im Hochmoor verirrt oder sie wurde in einem grausamen Ritus geopfert.
In ganz Europa wurden bis heute über 700 Moorleichen gefunden. Allerdings nur in Hochmooren. Diese bestehen zum größten Teil aus abgestorbenen Torfmoosen, den so genannten Sphagnum-Arten. Sie enthalten viele Gerb- und Huminsäuren, die hervorragend konservieren: Die Gerbsäuren machen die Haut haltbar und die Huminsäuren verhindern, dass Bakterien den Körper zersetzen.
Archäologen vermuten in den Mooren noch weit mehr Fundstücke - Zeugnisse aus fast allen Epochen der frühen Menschheitsgeschichte. Werkzeuge aus der Jungsteinzeit, Waffen und Schmuck aus der Bronzezeit oder ein Bernsteinkollier aus der Früheisenzeit haben sie bereits gefunden. Am interessantesten für die Wissenschaftler sind natürlich die Leichen. Wenn sie gut erhalten sind, können sie den Forschern genaue Einblicke in das Leben der damaligen Zeit geben. Welche Krankheiten hatten die Menschen? Wie haben sie sich ernährt? Ob es sich bei den alten Moorleichen um Opfer religiöser Rituale oder um die Opfer von Verbrechen handelt, lässt sich heute aber nur in manchen Fällen feststellen.
Moore sind selten geworden. Im Mittelalter begannen die Menschen, sie trocken zu legen. Seitdem hat sich ihr Bestand in ganz Europa erheblich verringert. Größere Flächen gibt es hierzulande nur noch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Der Torfabbau, dem es zu Verdanken ist, dass historisches Material zum Vorschein gekommen ist, wird von Archäologen auch kritisch beäugt. Denn seit rund 50 Jahren wird er maschinell betrieben. Wie viele Kostbarkeiten dadurch unbemerkt zerstört worden sind, weiß niemand.
Quelle: http://www.br-online.de/wissen-bildung/thema/mumien/moorleichen.xml
Moore und Moorleichen
Nach der letzten Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, sind die Nordeuropäischen Moorlandschaften entstanden.
Man unterscheidet zwischen Niedermoor und Hochmoor. Niedermoore liegen im Einflussbereich des Grundwassers. Der Nährstoffgehalt ist sehr hoch, organisches Material kann zersetzt werden.
Hochmoore dagegen sind durch erhöhte Niederschlagsmengen entstanden. Die Abbildung zeigt ihre Verbreitung in Nordeuropa. Hochmoore haben zum Grundwasser meist keine Verbindung. Ihr Nährstoffgehalt ist sehr gering und der pH-Wert liegt immer im sauren Bereich, nämlich zwischen 3,6 bis 4,0. Hochmoore bestehen zum größten Teil aus den Resten von Torfmoosen, den so genannten Sphagnum-Arten. Diese Moose enthalten Gerbsäure, das Tanin. Damit bietet das Hochmoor ideale Voraussetzungen zur Konservierung von organischem Material.
Moorleichen
Immer wieder werden beim Torf stechen zufällig Leichen frei gelegt, die seit Jahrhunderten in Hochmooren gelegen haben. Viele sind gut erhalten. Gerb- und Huminsäuren haben die Körper konserviert. Diese Säuren kommen in bestimmten Arten von Torfmoosen vor. Die ältesten Moorleichen stammen aus der Bronzezeit. Die meisten Funde stammen aber aus der Zeit um Christi Geburt. Seitdem Torf maschinell abgebaut wird, werden nur noch wenige Funde gemacht. Moorarchäologen müssen deswegen gezielt graben. Zu den bekannten Moorleichen gehören der Mann von Tollund (Dänemark), das Mädchen von Windeby (Schleswig-Holstein) und der im niedersächsischen Emsland gefundene „Rote Franz“. Wie viele Leichen in Skandinavien, auf den Britischen Inseln, in den nördlichen Niederlanden, in Polen und in Norddeutschland gefunden wurden, ist nicht bekannt. Die Zahlen lassen sich nach Ansicht von Archäologen nur schwer schätzen. Man geht derzeit von etwa 1000 Menschen aus. Erst mit wissenschaftlich immer mehr verfeinerten Methoden lässt sich das exakte Alter nachweisen. Schwieriger zu erforschen ist, ob die Menschen umgebracht wurden, Opfer religiöser Rituale wurden, oder einfach nur vom Weg abgekommen sind. In der Zeitung sieht man Teile der schrumpeligen, dunkelbraunen Überreste einer 2500 Jahre alten „Teen“-Moorleiche. Die junge Frau ist damals im Uchter Moor (Kreis Nienburg) zu Tode gekommen. Einen vergleichbaren Fund hat es in Europa seit 40 Jahren nicht mehr gegeben. Arbeiter der Torf- und Humuswerke Uchte haben die Moorleiche entdeckt. Von Donnerstag an soll das fast komplette „Mädchen aus dem Uchter Moor“ für zwei Wochen im Landesmuseum Hannover zu sehen sein. Schon im Jahr 2000 waren erste Teile des Skeletts beim Torf stechen an die Oberfläche gekommen. Mit einer schweren Maschine hatte ein Arbeiter tiefe Furchen in das entwässerte Moor gezogen. Die Torfbrocken wollte er per Hand zum Trocknen stapeln, als ihm die Knochen auffielen. „Wir haben die Polizei verständigt“, sagt Moormeister Reinhold Radtke. Die Behörden gingen von einem aktuellen Kriminalfall aus. Die Polizei kam bei ihren Ermittlungen jedoch nicht weiter. Der Fall wurde zu den Akten gelegt. Die Knochen kamen in die Gerichtsmedizin in Hamburg. Im Januar 2005 entdeckte ein Arbeiter dann an derselben Stelle eine Hand im Torf. Die Polizei nahm die Ermittlungen wieder auf und kam dieses Mal auf die richtige Spur: Experten des niedersächsischen Landesamts für Archäologie wurden verständigt. Wissenschaftler untersuchten das Alter der Leiche und stellten fest: Der Teenager hat etwa 650 vor unserer Zeitrechnung gelebt. Er starb mitten im damaligen Hochmoor. „Die Menschen, die in der Nähe des Moores lebten, wussten, wie gefährlich es ist,“ sagt der Leiter der Ausgrabungen, Alf Metzler. Er kann sich nicht vorstellen, dass die junge Frau freiwillig in den Morast watete. Hinweise auf Gewalt gaben „Vielleicht war sie auf der Flucht oder hat sich verirrt“, vermutet Metzler. Die Technisierung hat derartige Funde selten gemacht. Wo früher Menschen per Hand den Torf abstachen, ziehen heute Maschinen tiefe Furchen in das trocken gelegte Moor. Kleine Leichenteile, die vom Torf farblich kaum zu unterscheiden sind, bleiben so meist unentdeckt. Der Kapitalismus ist das Moor in dem wir graben müssen, um versunkene Leichen zu finden. Nicht alle Körper sind geborgen, aber wir arbeiten dran. Der Kapitalismus hat noch viele Moorleichen.
Als Moorleiche bezeichnet man menschliche Überreste oder vollständige Leichenfunde, die durch Weichteilkonservierung im sauren Milieu eines Hochmoores sowie durch Sauerstoffabschluss und die Wirkung der Huminsäuren erhalten blieben, während sich die mineralischen Anteile der Knochen oft auflösten.
Inhaltsverzeichnis |
Moorleichenfunde sind seit Beginn schriftlicher Aufzeichnungen bekannt; meist wurden die Körper zufällig beim Torfstechen gefunden und rasch wieder beerdigt. Einmal dem schützenden Moor entnommen, trockneten die Körper rasch ein und verwesten.
Der jüngste Moorleichenfund ist eine mehr als 2.500 Jahre alte „Teenager“-Moorleiche. Das erste Körperfragment wurde 2000 gefunden, 2005 wurden weitere Körperteile im Uchter Moor bei Nienburg geborgen. Der Körper des 16 bis 20 Jahre alten Mädchens ist nahezu vollständig erhalten. Es handelt sich um eine der ältesten, jemals in norddeutschen Hochmooren gefundenen Leichen. Die Forscher erhoffen sich wichtige Aufschlüsse über die Lebensweise der Menschen vor 2.500 Jahren.
Die meisten Funde stammen aus dem 3. und 4. Jh. n. Chr., also aus der nordeuropäischen Eisenzeit. Als Moorleichen findet man in ganz Nordeuropa und den Britischen InselnGermanen versenkten Menschen im Moor, die meisten davon als Opfer für ihre Götter. Der römische Schriftsteller Tacitus beschreibt in seinem Buch über die Germanen Menschenopfer für die Erdgöttin Nerthus, die bevorzugt im Spätwinter oder frühen Frühjahr stattgefunden haben. zwischen 650 v. und 500 n. Chr. den Göttern geopferte Menschen (in Irland über 100). Hingerichtete, im Moor versenkte „Verbrecher“ und Menschen, die im Moor verunglückt sind, sind wohl allenfalls Ausnahmen. Besonders die
Für die germanischen Stämme bedeutete das Moor ein Grenzgebiet zwischen menschlicher und göttlicher Welt, daher fanden dort viele rituelle Opferdarbringungen statt. Aber auch „Feiglinge, Kriegsscheue und Unzüchtige“ wurden laut dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus von den Germanen im Moor versenkt.
Moorleichen bieten aufgrund ihres oft ausgezeichneten Erhaltungszustands eine einmalige Gelegenheit, Menschen aus der Eisenzeit zu untersuchen. Es kann festgestellt werden, an welchen Krankheiten sie litten, sogar der Mageninhalt kann in Einzelfällen (Tollundmann, Grauballe-Mann) analysiert werden und gibt Aufschluss über den möglichen Todeszeitpunkt. Die meisten Moorleichen, die erkennbar als Menschenopfer sterben mussten, wurden demnach im Spätwinter getötet. Dies ist ein wichtiges Argument, das die Deutung der Moorleichen als Menschenopfer zulässt. Der ausgezeichnete Erhaltungszustand der Weichteile bis hin zu den individuellen Gesichtszügen erlaubt es, einem Menschen der damaligen Zeit „ins Gesicht zu sehen“. Diese Möglichkeit der Begegnung erklärt die Faszination, die Moorleichen auf viele Menschen ausüben.
Untersuchungen durch die kanadische Anthropologin Heather Gill-Robinsen in jüngerer Zeit ergaben an den Torfmumien von Schleswig-Holstein im Museum Gottdorf wertvolle Hinweise auf die Ernährungsweise der eisenzeitlichen Bevölkerung. Sie war sehr fleischarm und auch durch völligen Verzicht auf Meerestiere gekennzeichnet. Sie stellte auch fest, dass einige ältere Moorfunde manipuliert wurden.
Frau aus dem Borremose (Borremoor) – Dänemark
Frau aus dem Meenybradden bog, Co. Donegal – Irland
Frau von Zweeloo – Niederlande
Grauballe-Mann – Dänemark
Kopf von Osterby und die Suebenfrisur - auch: Mann von Osterby
Lindow-Mann – England
Mädchen aus dem Uchter Moor – Deutschland
Mädchen von Windeby (welches seit 2006 ein Junge ist) – Deutschland
Mädchen von Yde – Niederlande
Mann von Porse Mose – Dänemark
Mann von Rendswühren – Deutschland
Mann von Windeby – Deutschland
Moorleiche von Dätgen – Deutschland
Moorleiche Rosalinde – Deutschland
Roter Franz – Deutschland
Tollund-Mann – Dänemark
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