Moorleichen


Der Tollundmann © BRDer Tollund-Mann

Eine der besterhaltenen Moorleichen ist der Tollund-Mann, der in Dänemark gefunden wurde. Jede Falte seines Gesichts ist erhalten, obwohl er schon seit 2.400 Jahren tot ist. Um seinen Hals liegt noch die Schlinge, die ihm das Leben nahm.



Der Rote Franz © BRBerühmtheit aus dem Moor

"Roter Franz" wird die wohl bekannteste Moorleiche genannt. Auch er wurde vermutlich Opfer eines Mordes, der im 3. oder 4. Jahrhundert stattfand: Seine Kehle wurde durchgeschnitten. Man fand ihn im Jahr 1900.




Nahaufnahme des Roten Franz © dpaRote Haare

Es sind die Humin- und Gerbsäuren im Moor, die die Haut gerben und damit konservieren. Doch die Chemie des Moores erhält die Leichen nicht nur, sie verändert sie auch: Die Haare des "Roten Franz" sind erst durch das Moor so rot geworden.




Mädchen von Windeby © dpaDas Mädchen von Windeby

Sie fand mit 14 Jahren ihr feuchtes Grab im Moor - vor etwa 2.000 Jahren. Forscher entdeckten, dass das Mädchen ein hartes Leben hinter sich hatte: Durch zwölf Hungerwinter sind ihre Knochen mit Verzögerungen gewachsen.




Nahaufnahme des Mädchens von Windeby © BRMädchenmord?

Auch das Mädchen von Windeby scheint eines gewaltsamen Todes gestorben zu sein - das deutet zumindest ihre Augenbinde an. Zudem war ihr Körper mit Stöcken im Moor fixiert. Angst vor einer Untoten? Oder wurde ihr das Moor selbst zum Verhängnis?



Ehebrecherin oder Hungerjunge?

Die kurzgeschorenen Haare an einer Kopfseite der Leiche lösten den Verdacht aus, bei dem Mädchen von Windeby handele es sich um eine bestrafte Ehebrecherin. Doch das Geschlecht ist bislang nicht genau zu bestimmen. Es könnte sich auch um die zarten Knochen eines hungerleidenden Jungen handeln. Forscher hoffen, das Geschlecht mit einer DNA-Analyse zu klären.


Kind aus dem Kaihauser Moor © BRKinderleiche

Am 3. Juli 1922 machten Torfstecher im Kaihauser Moor in Niedersachsen einen grausamen Fund: Die über 2.000 Jahre alte Leiche eines kleinen Jungen. Eingelegt in Formaldehyd und Glycerin wird sie jetzt im Staatliche Museum Oldenburg konserviert.




Messerstiche am Hals des Kindes aus dem Kaihauser Moor © BRNachgewiesener Mord

Die Hände des siebenjährigen Jungen aus dem Kaihauser Moor waren auf seinem Rücken zusammengebunden. Genaue Untersuchungen enthüllten auch die Todesursache: Drei Messerstiche in den Hals, noch heute deutlich sichtbar.




Diese Moorleiche wird bei caesar untersucht © dpaDigitale Moorleichen

Im Bonner Forschungs-Zentrum "caesar" wird derzeit eine neue Methode erarbeitet, um Moorleichen zu untersuchen: Der Leichnam wird mit holografischen Aufnahmetechniken vermessen, um ein Kunststoffmodell rekonstruieren zu können.




Verbrechen im Moor © BRRätsel im Moor

Auch die heimlichen Verbrechen im Moor bleiben also nicht unaufgeklärt: Selbst nach 2.000 Jahren gelingt es, den gut erhaltenen Körpern ihre Geheimnisse abzulesen. Doch wieviele Moorleichen noch auftauchen werden, bleibt ein Rätsel.



Moorboden mit einzelnen Schichten und einer Moorleiche © dpaIn deutschem Boden

Rund 700 Moorleichen sind bislang in Europa gefunden worden, viele davon in Deutschland. Meist kommen sie zufällig ans Tageslicht, wenn Torfstecher den Moorboden abtragen. Auch die Moorleichen sind Mumien - von der Natur konserviert.




Moorleichen - gut erhalten im Schlamm

Dunkel und geheimnisvoll - das Moor hat die Menschen schon immer in den Bann gezogen, sie fasziniert und gleichzeitig verängstigt. Was im Moor versinkt, kommt meist nie mehr zum Vorschein. Doch manchmal gibt die schwarze Welt ein paar Geheimnisse wieder preis. Für Archäologen ist das Moor wie ein Fenster in die Vergangenheit.


Das Mädchen aus dem Uchter Moor

Die Hand des Mädchens aus dem Uchter Moor © dpa

 

Die Mädchenhand aus dem Uchter Moor

Im Jahr 2000 machten die Torfstecher im Uchter Moor bei Nienburg in Niedersachsen einen grausigen Fund: Knochen und eine verkrampfte, schmale Kinderhand. Die Kripo ermittelte und brachte die sterblichen Überreste des Kindes in den Leichenkeller der Rechtsmedizin. Erst 2005 wurde klar: Die Tote ist kein in den 60er-Jahren verschwundenes Mädchen, sondern eine außergewöhnlich gut erhaltene Moorleiche, die fast 2.700 Jahre alt ist.

 


Schädelrekonstruktion von Moora © dpa

So sah Mooras Schädel aus

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Vom Leichenkeller ins Krankenhaus

Jetzt übernahmen die begeisterten Archäologen. Sie tauften die Mädchenleiche "Moora" und brachten sie in die Hamburger Uniklinik. Obwohl ihr Skelett durch schwere Torfabbaumaschinen völlig zerstückelt ist, wurde Moora gründlicher untersucht als so mancher lebende Patient: Chirurgen nahmen sich Gebiss und Kiefer vor und Radiologen zerlegten Mooras Knochen am Computer in hunderte Scheibchen-Bilder. Medizin-Informatiker haben mit diesen Daten sogar den Schädel des Mädchens rekonstruiert. Per Weichteil-Rekonstruktion wollen die Experten später auch Mooras Gesichtszüge errechnen.

Fundstelle im Uchter Moor © dpa

 

Fundstelle Uchter Moor

In den Tod getrieben?

Moora ist nach dieser "Spezialbehandlung" im Krankenhaus die am besten dokumentierte Moorleiche Deutschlands. 2007 soll sie ihre letzte Ruhe im Museum finden. Doch woran das Mädchen starb, wissen die Archäologen nicht: Vielleicht hat sie sich einfach im Hochmoor verirrt oder sie wurde in einem grausamen Ritus geopfert.

Säuren als Konservierungsstoffe

In ganz Europa wurden bis heute über 700 Moorleichen gefunden. Allerdings nur in Hochmooren. Diese bestehen zum größten Teil aus abgestorbenen Torfmoosen, den so genannten Sphagnum-Arten. Sie enthalten viele Gerb- und Huminsäuren, die hervorragend konservieren: Die Gerbsäuren machen die Haut haltbar und die Huminsäuren verhindern, dass Bakterien den Körper zersetzen.

Das Moor als archäologische Fundstätte

Archäologen vermuten in den Mooren noch weit mehr Fundstücke - Zeugnisse aus fast allen Epochen der frühen Menschheitsgeschichte. Werkzeuge aus der Jungsteinzeit, Waffen und Schmuck aus der Bronzezeit oder ein Bernsteinkollier aus der Früheisenzeit haben sie bereits gefunden. Am interessantesten für die Wissenschaftler sind natürlich die Leichen. Wenn sie gut erhalten sind, können sie den Forschern genaue Einblicke in das Leben der damaligen Zeit geben. Welche Krankheiten hatten die Menschen? Wie haben sie sich ernährt? Ob es sich bei den alten Moorleichen um Opfer religiöser Rituale oder um die Opfer von Verbrechen handelt, lässt sich heute aber nur in manchen Fällen feststellen.


Nur noch wenige Moorgebiete

Moore sind selten geworden. Im Mittelalter begannen die Menschen, sie trocken zu legen. Seitdem hat sich ihr Bestand in ganz Europa erheblich verringert. Größere Flächen gibt es hierzulande nur noch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Der Torfabbau, dem es zu Verdanken ist, dass historisches Material zum Vorschein gekommen ist, wird von Archäologen auch kritisch beäugt. Denn seit rund 50 Jahren wird er maschinell betrieben. Wie viele Kostbarkeiten dadurch unbemerkt zerstört worden sind, weiß niemand.

Quelle: http://www.br-online.de/wissen-bildung/thema/mumien/moorleichen.xml


Video: http://www.br-online.de/cgi-bin/ravi.pl;jsessionid=JZRQKD4GGMOTQCSBUKRCFEQ?v=video/&f=wb_mumien_moorleichen_v.rm


Moore und Moorleichen

Eine ideale Vorraussetzung

Nach der letzten Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, sind die Nordeuropäischen Moorlandschaften entstanden.

Man unterscheidet zwischen Niedermoor und Hochmoor. Niedermoore liegen im Einflussbereich des Grundwassers. Der Nährstoffgehalt ist sehr hoch, organisches Material kann zersetzt werden.

Hochmoore dagegen sind durch erhöhte Niederschlagsmengen entstanden. Die Abbildung zeigt ihre Verbreitung in Nordeuropa. Hochmoore haben zum Grundwasser meist keine Verbindung. Ihr Nährstoffgehalt ist sehr gering und der pH-Wert liegt immer im sauren Bereich, nämlich zwischen 3,6 bis 4,0. Hochmoore bestehen zum größten Teil aus den Resten von Torfmoosen, den so genannten Sphagnum-Arten. Diese Moose enthalten Gerbsäure, das Tanin. Damit bietet das Hochmoor ideale Voraussetzungen zur Konservierung von organischem Material.


Moorleichen

Immer wieder werden beim Torf stechen zufällig Leichen frei gelegt, die seit Jahrhunderten in Hochmooren gele­gen haben. Viele sind gut erhalten. Gerb- und Huminsäuren haben die Körper konserviert. Diese Säuren kommen in be­stimmten Arten von Torfmoosen vor. Die ältesten Moorleichen stammen aus der Bronzezeit. Die meisten Funde stammen aber aus der Zeit um Christi Geburt. Seitdem Torf maschinell abgebaut wird, werden nur noch wenige Funde gemacht. Moorarchäologen müssen deswegen gezielt graben. Zu den bekannten Moorleichen gehören der Mann von Tollund (Dänemark), das Mädchen von Windeby (Schleswig-Holstein) und der im niedersächsischen Emsland gefundene „Rote Franz“. Wie viele Leichen in Skandina­vien, auf den Britischen Inseln, in den nördlichen Niederlanden, in Polen und in Norddeutschland gefunden wurden, ist nicht bekannt. Die Zahlen lassen sich nach An­sicht von Archäologen nur schwer schätzen. Man geht derzeit von etwa 1000 Menschen aus. Erst mit wissenschaftlich immer mehr verfeinerten Methoden lässt sich das exakte Alter nachweisen. Schwieriger zu erforschen ist, ob die Menschen umgebracht wur­den, Opfer religiöser Rituale wurden, oder einfach nur vom Weg abgekommen sind. In der Zeitung sieht man Teile der schrumpeligen, dunkelbraunen Überreste ei­ner 2500 Jahre alten „Teen“-­Moorleiche. Die junge Frau ist damals im Uchter Moor (Kreis Nienburg) zu Tode gekommen. Ei­nen vergleichbaren Fund hat es in Europa seit 40 Jahren nicht mehr gegeben. Arbeiter der Torf- und Humuswerke Uchte haben die Moorleiche entdeckt. Von Don­nerstag an soll das fast komplette „Mädchen aus dem Uchter Moor“ für zwei Wochen im Landesmuseum Hannover zu sehen sein. Schon im Jahr 2000 waren erste Teile des Skeletts beim Torf ste­chen an die Oberfläche gekom­men. Mit einer schweren Maschi­ne hatte ein Arbeiter tiefe Furchen in das entwässerte Moor gezogen. Die Torfbrocken wollte er per Hand zum Trocknen stapeln, als ihm die Knochen auffielen. „Wir haben die Polizei verständigt“, sagt Moormeister Reinhold Radt­ke. Die Behörden gingen von ei­nem aktuellen Kriminalfall aus. Die Polizei kam bei ihren Ermitt­lungen jedoch nicht weiter. Der Fall wurde zu den Akten gelegt. Die Knochen kamen in die Ge­richtsmedizin in Hamburg. Im Januar 2005 entdeck­te ein Arbeiter dann an derselben Stelle eine Hand im Torf. Die Poli­zei nahm die Ermittlungen wieder auf und kam dieses Mal auf die richtige Spur: Experten des niedersächsischen Landesamts für Ar­chäologie wurden verständigt. Wissenschaftler untersuchten das Alter der Leiche und stellten fest: Der Teenager hat etwa 650 vor unserer Zeitrechnung gelebt. Er starb mitten im damaligen Hochmoor. „Die Menschen, die in der Nähe des Moores lebten, wussten, wie gefährlich es ist,“ sagt der Lei­ter der Ausgrabungen, Alf Metzler. Er kann sich nicht vorstellen, dass die junge Frau  freiwillig in den Morast watete. Hinweise auf Gewalt gaben „Vielleicht war sie auf der Flucht oder hat sich verirrt“, vermutet Metzler. Die Technisierung hat derartige Funde selten gemacht. Wo früher Menschen per Hand den Torf abstachen, ziehen heute Maschinen tiefe Furchen in das trocken geleg­te Moor. Kleine Leichenteile, die vom Torf farblich kaum zu unterscheiden sind, bleiben so meist unentdeckt. Der Kapitalismus ist das Moor in dem wir graben müssen, um versunkene Leichen zu finden. Nicht alle Körper sind geborgen, aber wir arbeiten dran. Der Kapitalismus hat noch viele Moorleichen.

Moorleiche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Als Moorleiche bezeichnet man menschliche Überreste oder vollständige Leichenfunde, die durch Weichteilkonservierung im sauren Milieu eines Hochmoores sowie durch Sauerstoffabschluss und die Wirkung der Huminsäuren erhalten blieben, während sich die mineralischen Anteile der Knochen oft auflösten.

Inhaltsverzeichnis

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Allgemeines [Bearbeiten]

Moorleichenfunde sind seit Beginn schriftlicher Aufzeichnungen bekannt; meist wurden die Körper zufällig beim Torfstechen gefunden und rasch wieder beerdigt. Einmal dem schützenden Moor entnommen, trockneten die Körper rasch ein und verwesten.

Der jüngste Moorleichenfund ist eine mehr als 2.500 Jahre alte „Teenager“-Moorleiche. Das erste Körperfragment wurde 2000 gefunden, 2005 wurden weitere Körperteile im Uchter Moor bei Nienburg geborgen. Der Körper des 16 bis 20 Jahre alten Mädchens ist nahezu vollständig erhalten. Es handelt sich um eine der ältesten, jemals in norddeutschen Hochmooren gefundenen Leichen. Die Forscher erhoffen sich wichtige Aufschlüsse über die Lebensweise der Menschen vor 2.500 Jahren.

Die meisten Funde stammen aus dem 3. und 4. Jh. n. Chr., also aus der nordeuropäischen Eisenzeit. Als Moorleichen findet man in ganz Nordeuropa und den Britischen InselnGermanen versenkten Menschen im Moor, die meisten davon als Opfer für ihre Götter. Der römische Schriftsteller Tacitus beschreibt in seinem Buch über die Germanen Menschenopfer für die Erdgöttin Nerthus, die bevorzugt im Spätwinter oder frühen Frühjahr stattgefunden haben. zwischen 650 v. und 500 n. Chr. den Göttern geopferte Menschen (in Irland über 100). Hingerichtete, im Moor versenkte „Verbrecher“ und Menschen, die im Moor verunglückt sind, sind wohl allenfalls Ausnahmen. Besonders die

Für die germanischen Stämme bedeutete das Moor ein Grenzgebiet zwischen menschlicher und göttlicher Welt, daher fanden dort viele rituelle Opferdarbringungen statt. Aber auch „Feiglinge, Kriegsscheue und Unzüchtige“ wurden laut dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus von den Germanen im Moor versenkt.

Wissenschaftliche Bedeutung [Bearbeiten]

Moorleichen bieten aufgrund ihres oft ausgezeichneten Erhaltungszustands eine einmalige Gelegenheit, Menschen aus der Eisenzeit zu untersuchen. Es kann festgestellt werden, an welchen Krankheiten sie litten, sogar der Mageninhalt kann in Einzelfällen (Tollundmann, Grauballe-Mann) analysiert werden und gibt Aufschluss über den möglichen Todeszeitpunkt. Die meisten Moorleichen, die erkennbar als Menschenopfer sterben mussten, wurden demnach im Spätwinter getötet. Dies ist ein wichtiges Argument, das die Deutung der Moorleichen als Menschenopfer zulässt. Der ausgezeichnete Erhaltungszustand der Weichteile bis hin zu den individuellen Gesichtszügen erlaubt es, einem Menschen der damaligen Zeit „ins Gesicht zu sehen“. Diese Möglichkeit der Begegnung erklärt die Faszination, die Moorleichen auf viele Menschen ausüben.

Untersuchungen durch die kanadische Anthropologin Heather Gill-Robinsen in jüngerer Zeit ergaben an den Torfmumien von Schleswig-Holstein im Museum Gottdorf wertvolle Hinweise auf die Ernährungsweise der eisenzeitlichen Bevölkerung. Sie war sehr fleischarm und auch durch völligen Verzicht auf Meerestiere gekennzeichnet. Sie stellte auch fest, dass einige ältere Moorfunde manipuliert wurden.

Bekannte Moorleichen [Bearbeiten]


Diese Informationen beruhen sich auf Quellen verschiedener Seiten...


Benjamin Litty

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